Die Rosa Luxemburg Stiftung trägt den Namen einer der großen Frauen des 20. Jahrhunderts. Rosa Luxemburg (1871-1919) war eine herausragende Vertreterin der europäischen sozialistischen Bewegung. Mit all ihrer Kraft versuchte sie, den Ersten Weltkrieg zu verhindern, der dann von 1914 bis 1918 tobte. Neben Karl Liebknecht war sie die wichtigste Repräsentantin internationalistischer und antimilitaristischer Positionen in der deutschen ArbeiterInnenbewegung. Sie war eine leidenschaftliche Kritikerin des Kapitalismus und schöpfte aus dieser Kritik die Kraft für radikales Handeln.
Rosa Luxemburg gehörte Zeit ihres Lebens benachteiligten, oft verfolgten Minderheiten an. Bedingt war das zum einen durch Geburt und Schicksal: Sie war Jüdin – und wenn sie auch zur Religion keinen Bezug hatte, entging sie doch nicht dem Antisemitismus. Sie war Polin – zu einer Zeit, als Polen deutscher und russischer Herrschaft unterworfen war. Bedingt war es zum anderen aber auch durch ihren Willen zu einem selbstbestimmten Leben – gegen die engen Konventionen ihrer Zeit.
Rosa Luxemburg war eine promovierte Akademikerin – zu einer Zeit, da noch kaum Frauen studierten. Sie war eine der wenigen Frauen in der aktiven Politik – Vorurteile gegenüber Frauen, die in der Öffentlichkeit eine Rolle spielten, waren bis weit in die linken Parteien hinein verbreitet. Rosa Luxemburg lebte ihre Lieben nicht als Ehefrau – eine Provokation wider die Moralvorstellungen ihrer Zeit.
Rosa Luxemburg war eine Exilantin. Trotz ihrer deutschen Staatsbürgerschaft blieb sie in den Augen ihrer politischen Feinde eine Ausländerin, eine Polin. Rosa Luxemburg war eine radikale Linke – in ihrer damals besetzten polnischen Heimat ein todeswürdiges Verbrechen, in ihrer deutschen Wahlheimat ein Grund für stete Verfolgung.
Rosa Luxemburg ist Märtyrerin der deutschen Novemberrevolution. Sie wurde am 15. Januar 1919 von Mördern in Uniform erschlagen – Leuten, die zu jenen Kreisen gehörten, die später offen die Übergabe der Macht an die Nationalsozialisten unterstützten. Rosa Luxemburgs Schicksal ist untrennbar verbunden mit der Entwicklung der deutschen ArbeiterInnenbewegung, den Kämpfen zwischen ihren verschiedenen Strömungen und schließlich ihrer Spaltung. Sie war Mitglied der SPD, Mitbegründerin der Spartakusgruppe und dann der KPD. Voller Hoffnung begrüßte sie die russische Revolution, blieb als revolutionäre Demokratin aber kritisch und wach: Hellsichtig attackierte sie frühzeitig die diktatorische Politik der Bolschewiki.
Rosa Luxemburg ließ und lässt niemanden gleichgültig. Kompromisslos und stimmgewaltig vertrat sie ihre Überzeugungen. Mit menschlicher Wärme und mitreißendem Temperament vermochte sie viele für sich zu gewinnen, die sich vorurteilsfrei auf sie einließen. Verschreckt indes reagierten jene, die sich ihr nicht gewachsen fühlten.
Rosa Luxemburgs unversöhnlicher Kampf gegen den Krieg und die Radikalität, mit der sie auf der Verbindung von politischer Freiheit und sozialer Gleichheit bestand, haben auch heute nichts an Strahlkraft verloren.
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung fühlt sich dieser demokratischen Sozialistin verpflichtet.
Wichtige Werke Rosa Luxemburgs in englischer Sprache:
Opportunism and the Art of the Possible (ursprünglich erschienen in der Sächsischen Arbeiterzeitung, 30.09.1898)
The Militia and Militarism (ursprünglich erschienen als Artikelserie in der Leipziger Volkszeitung, 20.-26.02.1899)
Reform or Revolution (deutscher Originaltitel: "Sozialreform oder Revolution", Verlag der Leipziger Volkszeitung, Leipzig 1899)
Social Democracy and Parliamentarism (ursprünglich erschienen in der Sächsischen Arbeiterzeitung, 05.-06.06.1904)
Organizational Questions of the Russian Social Democracy (Erstveröffentlichung 1904 in der Neuen Zeit)
The Mass Strike, the Political Party and the Trade Unions (deutscher Originaltitel: "Massenstreik, Partei und Gewerkschaften", Verlag Erdmann Dubber, Hamburg 1906)
The National Question (deutsche Erstübersetzung unter dem Titel: "Nationalitätenfrage und Autonomie", herausgegeben und aus dem Polnischen übersetzt von Holger Politt, Karl Dietz Verlag, Berlin 2012)
The Accumulation of Capital (deutscher Originaltitel: "Die Akkumulation des Kapitals. Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Kapitalismus", Verlag Vorwärts, Berlin 1913)
The Junius Pamphlet (deutscher Originaltitel: "Die Junius-Broschüre", Zürich 1916)
The Russian Revolution (deutscher Originaltitel: "Die russische Revolution. Eine kritische Würdigung", herausgegeben von Paul Levi, Verlag Gesellschaft und Erziehung, Berlin 1922)
Jörn Schütrumpf: Rosa Luxemburg oder: Der Preis der Freiheit, Berlin 2008.