ROSA LUXEMBURG
Die politische Linke hat es selten verstanden, ihre abstrakten Ideen von Freiheit und Emanzipation sowohl des Einzelnen als auch der Gesellschaft so darzulegen, dass sie für Außenstehende verständlich und vor allem attraktiv geworden wären. Häufig versuchte die Linke diesen Mangel auszugleichen, indem sie sich ihre eigenen Absichten von Freiheitskämpfern aus vorvergangenen Zeiten bezeugen ließ.
Erinnert sei an Spartakus, der 1916 eher zufällig zum Paten der von Rosa Luxemburg, Leo Jogiches, Franz Mehring und Karl Liebknecht geführten revolutionären Bewegung wurde, an die Brüder Gracchus, an Thomas Müntzer und Tommaso Campanella, an Jacques Roux, Gracchus Babeuf, Robert Owen, Friedrich Engels, Michail Bakunin, Ferdinand Lassalle und Pjotr Kropotkin.
Später wählte man auch Zeitgenossen: August Bebel und Clara Zetkin, Wladimir Iljitsch Lenin und Augusto César Sandino, Leo Trotzki, Jossif Stalin und Mao Tse-tung, Patrice Lumumba, Hô Chí Minh und Frantz Fanon. Kommt man heute zu Demonstrationen, egal wo auf der Welt, ist von ihnen allen nur noch wenig zu sehen. Bis auf einige Ausnahmen. Einer, der fast immer dazugehört, aber gleichsam über allem schwebt und deshalb oft nicht erwähnt wird, ist ein deutscher Jude: Karl Marx aus Trier. Neben ihm sind es nur noch drei Menschen, deren Bilder fast überall gezeigt werden: das einer polnischen Jüdin, die in Deutschland ermordet wurde, das eines Argentiniers, der 1967 in Bolivien zusammen mit seiner deutschen Freundin in die Fänge seiner Mörder geriet, sowie das eines Italieners, den Benito Mussolini nach mehreren Jahren Kerkerhaft 1937 zum Sterben freiließ: Rosa Luxemburg, Ernesto Che Guevara und Antonio Gramsci.
Alle drei stehen nicht nur für die so seltene Einheit von Wort und Tat. Sie stehen auch für ein eigenständiges Denken, das sich keiner Doktrin, geschweige denn einem Apparat unterordnete. Und: Alle drei haben ihre Überzeugungen mit dem Leben bezahlt, wobei sie nicht von den Feinden aus dem eigenen, sondern von denen aus dem feindlichen Lager zu Tode gebracht wurden, was im 20. Jahrhundert keineswegs die Regel war.
The English translation of the book is published by Palgrave Macmillan. More information can be requested from the author himself. Contact: Michael Brie, michaelbrie2000@gmail.com