POLITISCHE STREIKS IM EUROPA DER KRISE
Seit dem Beginn der Krise im September 2008 kehrt das Mittel des politischen Streiks und des Generalstreiks zunehmend auf die Bühne der sozialen Auseinandersetzungen Europas zurück: Über 30 Mal riefen Gewerkschaften in den vergangenen vier Jahren zu landesweiten, politisch motivierten Arbeitsniederlegungen auf. Unangefochtener Spitzenreiter der europäischen Generalstreikstatistik ist Griechenland, gefolgt von Italien, Frankreich, Belgien und Spanien. Hinzu kommen sektorale Massenstreiks mit explizit politischer Stoßrichtung wie etwa in Großbritannien im November 2011. Auslöser der gegenwärtigen Welle von politischen Streiks und Generalstreiks sind Sparprogramme europäischer Regierungen, die zu starken Einschnitten bei Löhnen, Beschäftigung und im Sozialbereich führen, sowie die staatliche Beschneidung gewerkschaftlicher Rechte in mehreren südeuropäischen Ländern. Die massive Zunahme an politischen Generalstreiks seit 2008 knüpft an einen bereits länger bestehenden Trend an: In den 1980er Jahren führten die Gewerkschaften Westeuropas 18, in den 1990er Jahren 26 und in den 2000er Jahren 37 Generalstreiks durch. Dabei kam dieses Mittel auch in traditionell weniger streikfreudigen Ländern wie den Niederlanden, Norwegen und Österreich zum Einsatz. Besonders erstaunlich ist die Zunahme bei den Generalstreiks vor dem Hintergrund der seit Mitte der 1970er Jahren drastisch gesunkenen Zahl an durch Streiks »verlorenen« Arbeitstagen.